Immobilienpolitik von Großinvestoren in Düsseldorf
“Betongold und Bauruinen” – DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf und der Rosa- Luxemburg Club luden am 04.05.2023 zu einer Veranstaltung über Immobilienspekulation in das Düsseldorfer Rathaus ein. Vor dem Hintergrund der Pleite des Investors Adler Group, dem in Düsseldorf das Glasmacherviertel und das Grand Central gehören, zog das Thema 46 interessierte Gäste an.
Die wurden von zwei Referenten auf eine spannende Reise in das Innere des Geschäftsmodells “Spekulation” mitgenommen. Der Hamburger Journalist Christoph Twickel erzählte, wie 2018 der damalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz auf falsche Versprechen des Immobilienmilliardärs René Benko hereinfiel.
Das Ergebnis ist ein Luftschloss von 245 Metern Höhe mit dem Namen “Elbtower”. Das Projekt würde mittlerweile knapp 1 Milliarde Euro kosten – wenn es denn gebaut würde. Aber nicht das Bauen, sondern Wertzuwächse sind das Geschäft der Spekulanten. Schneeballprinzip, Pyramidenspiel – viele Vergleiche drängen sich auf, wenn man Spekulation begreifen will. Sie alle brauchen stets neue Anleger, die immer höhere Gewinnerwartungen mitbringen. Und um die zu bekommen, braucht es immer höhere Bewertungen der Gewinnaussichten. Irgendwann, so Twickel, ist die Glaubwürdigkeit der Prognosen erschöpft. Dann platzt die Blase. Bei Signa übertreffen die Bewertungsgewinne die eigentlichen Mieteinnahmen um das Dreifache.
Sollte bei Signa die Blase platzen, wird es auch für Düsseldorf spannend – die Stadt gestaltet gerade in Kooperation mit Signa den zentralen Heinrich-Heine-Platz neu, in der Erwartung, dass er einmal als Eingangsbereich für ein neues Luxuskaufhaus Benkos im Carsch-Haus dienen wird. Auch beim Neubau der Düsseldorfer Oper hofft Benko noch, mit seinem Grundstück des ehemaligen Kaufhofs am Wehrhahn mitspielen zu können.
Zehn Jahre lang wurde der Markt hochspekuliert; jetzt müssen die Kommunen mit den Folgen leben.
Helmut Schneider vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum zeichnete nach, wie die Immobilienblase der Adler-Group nach Jahren der Überbewertung platzte. Zur Steuervermeidung werden heutzutage oft nicht die Grundstücke selbst, sondern Entwicklungsgesellschaften für die Gesamtprojekte gehandelt. So war es auch beim Glasmacherviertel. 2017 hatte es Adler zu einem Preis von 142 Millionen Euro gekauft. Der Kaufpreis stand schon damals in keinem Verhältnis zum Gewinn, der sich aus dem Wohnungsbau und der Vermietung erwarten ließ. 5 Jahre später, 2022, verkaufte Adler das Gelände dann für 375 Millionen. Ein nicht nachvollziehbarer Preis und ein Geschäft, das schnell rückabgewickelt wurde – aber die Adler-Bilanz in einem entscheidenden Moment rettete.
Das bunte Treiben der Immobilienkonzerne hat schmerzliche Folgen für Düsseldorf: Adler hinterlässt Brachflächen, auf denen längst Wohnungen stehen sollten: das Glasmacherviertel, das Grand Central am Bahnhof, den Upper Nord Tower, den Zauberberg, die Benrather Gärten. Und durch die Preisspekulationen hat es die Gewinnerwartungen bei anderen Konzernen und damit die Mieten in die Höhe getrieben.
Dank einer letzten Zahlung der Gläubiger kann die bankrotte Adler Group jetzt viele ihrer Grundstücke koordiniert und hochpreisig verkaufen. Angesichts der Verkaufspreise ist aber fraglich, ob die neuen Eigentümer dort einmal bezahlbare Wohnungen errichten.
Julia Marmulla, Sprecherin der LINKEN Ratsfraktion und Moderatorin des Abends fasste zusammen, was wir aus der Veranstaltung mitnehmen: So genannte Großinvestoren sind Gift für den Wohnungsmarkt – wenn wir günstig wohnen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass die Stadt selbst baut! Außerdem muss das Land NRW endlich ernst machen und die gesetzlichen Möglichkeiten zum Mieterschutz und zur Bekämpfung von Immobilienspekulation nutzen.