Das Bus- und Bahnfahren ist besonders in der Pandemie für viele so unattraktiv geworden wie selten zuvor. Eine hohe Ansteckungsgefahr und hohe Preise schrecken ab. Dabei gibt es gute Gründe, endlich das Auto stehen zu lassen und die Bahn zu nutzen. Die Spritpreise sind hoch; PKWs produzieren eine Menge CO2 und verunreinigen insgesamt die Luft.
Die Städte kennen schon lange diese Probleme, sie verschlafen aber die soziale Verkehrswende nahezu vollständig. Dabei hat die Verkehrswende auch wichtige finanzielle Vorteile für die Kommunen: Denn Autos sind auch für Kommunen ein teures Vergnügen.
Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommers forschten Verkehrswissenschaftler:innen der Universität Kassel an den Kostenbelastungen der Kommunen, die durch verschiedene Verkehrsmittel verursacht werden. Die Studie ergab, dass durch Unfälle, Klimaschäden oder Infrastrukturausgaben dreimal so viel Geld für PKW-Verkehr ausgegeben werden muss wie für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Anders als der PKW-Verkehr bringen Bus und Bahn den Kommunen sogar Einnahmen. Der Kostendeckungsgrad des ÖPNV ist höher als der des PKW-Verkehrs: Nutzer:innen öffentlicher Verkehrsmittel tragen mit ihren Kostenbeiträgen mehr zu Unterhalt und Finanzierung von Verkehrswegen bei. Auch wenn die Kommunen für den ÖPNV teilweise etwas mehr Geld in die Hand nehmen müssen als für den Autoverkehr, sollten diese Investitionen auch als Zukunftsinvestitionen betrachtet werden. Deutschland produzierte im Jahr 2020 644 Millionen Tonnen CO2 – 146 Millionen Tonnen wurden dabei allein im Verkehrssektor ausgestoßen.
Immer mehr Städte in Deutschland greifen deshalb als Investition in die Verkehrswende auf das 365-Euro-Ticket zurück. Das würde sich auch in Düsseldorf anbieten, wo das Ticket 1000 im Abo für das Düsseldorfer Stadtgebiet (Preisstufe A3) stolze 71,13 Euro im Monat kostet. Eine jährliche Summe von 853,56 Euro sind kein Anreiz, das Auto stehen zu lassen und auf Bus und Bahn umzusteigen.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf muss nach Überzeugung der Ratsfraktion DIE LINKE jetzt dringend etwas tun, damit der öffentliche Nahverkehr attraktiver wird.
Deshalb forderte DIE LINKE im Stadtrat, dass die Stadt Düsseldorf Verhandlungen mit der Rheinbahn aufnimmt, damit ab dem 1. Mai 2022 ein Jahresabonnement für 365 Euro für ein Ticket im Düsseldorfer Stadtgebiet angeboten werden kann. Das Ticket könnte dann zu einem Preis von 30,42 Euro im Monat abonniert werden. Die Stadt hätte in diesem Fall lediglich den regelmäßigen Zuschuss an die Rheinbahn anpassen müssen.
Von günstigen Fahrpreisen entfernt sich die Rheinbahn in der Zwischenzeit immer weiter. Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr beschloss bereits am 24. Juni 2021 erneute Fahrpreiserhöhungen für das Jahr 2022. Grund dafür sei besonders die angespannte Marktsituation seit Beginn der Corona-Pandemie, die aufgrund einbrechender Fahrgastzahlen für starke Einnahmeausfälle gesorgt habe. Der VRR rechnet damit, dass die Folgen der Corona-Pandemie auch in den kommenden Jahren noch für finanzielle Einbußen sorgen werden. Das Sozialticket kostet zum 1. Januar ganze 39,80 Euro. Somit müssen auch im Jahr 2022 fast zehn Prozent des Hartz-IV-Regelsatzes für das Sozialticket aufgebracht werden.
Für die Ratsfraktion DIE LINKE kann eine klimafreundliche Verkehrswende nur funktionieren, wenn alle den weitaus umweltfreundlicheren ÖPNV auch nutzen können. Das Mobilitätsbudget im Hartz-IV-Regelsatz ist mit dem Kauf einer Rheinbahn-Monatskarte ausgeschöpft. Der Verwaltungsrat des VRR verkündete bereits, dass in den kommenden Jahren mit weiteren Preiserhöhungen gerechnet werden müsse. So wird das nichts mit der Verkehrswende!