Der R(h)einblick berichtet regelmäßig über Düsseldorfer Straßennamen, mit denen Kolonial- und Naziverbrecher oder ihre Unterstützer geehrt werden. Die Ratsfraktion DIE LINKE hatte im Kulturausschuss die Initiative gestartet, alle Namen von Straßen und Plätzen auf problematische Hintergründe oder Bezüge zu überprüfen. Belastete Straßennamen sollen umbenannt werden.
Der Helmut-Hentrich-Platz in der Innenstadt
Helmut Hentrich (*17. Juni 1905 in Krefeld; †7. Februar 2001 in Düsseldorf) war Architekt nicht nur in der Zeit des Nationalsozialismus, sondern er bestimmte maßgeblich das Aussehen Düsseldorfs in der Nachkriegszeit. Das bekannteste Bauwerk ist das sogeannte Dreischeibenhaus, das er mit seinen Partnern plante.
Hentrich profitierte in der Nachkriegszeit von alten Seilschaften aus der Zeit des Nationalsozialismus. Er war ab 1941 Mitglied der NSDAP. Schon seit 1938 war er Mitglied im Arbeitstab des später als Kriegsverbrecher verurteilten Albert Speer. Von Hitler und Goebbels wurde er 1944 in die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen, die u.a. Architekten vom Fronteinsatz befreite. In diese Zeit fallen auch Pläne für den Aufbau der zerstörten Großstädte und ihren autogerechten Umbau. In Düsseldorf war maßgeblich der hochrangige Mitarbeiter Speers Friedrich Tamms dafür zuständig. Er war von 1948 bis 1954 Leiter des Stadtplanungsamtes in Düsseldorf. Er holte mehrere belastete Architekten nach Düsseldorf, darunter Hentrich. Hentrich schloß nahtlos an die Architektur des „1000-jährigen Reiches“ an und wurde für den Bau der Trinkaus-Bank an der Kö vom mittlerweile im Gefängnis sitzenden Speer hoch gelobt. Die Konzentration von ehemaligen NS-Architekten wurde vom neu gegründeten Düsseldorfer Architekten-Ring Anfang der 1950er Jahre kritisiert und führte zum sogenannten „Architekten-Streit“. Düsseldorf war nach ihrer Ansicht ein „Zentrum der ehemaligen Nazi-Prominenz“. Hentrich selbst hat sich in seiner Biographie selbst reingewaschen indem er behauptete, dass seine Arbeit in der NS-Zeit nie von politischen Aspekten gefärbt gewesen sei. Diese fragwürdige Ansicht war in der Nachkriegszeit weitverbreitet. Seine Verstrickungen in der NS-Zeit werden gerne verschwiegen und so konnte er ein angesehener und viel geehrter Bürger in Düsseldorf werden.