Der R(h)einblick berichtet regelmäßig über Düsseldorfer Straßennamen, mit denen Kolonial- und Naziverbrecher oder ihre Unterstützer geehrt werden. Die Ratsfraktion DIE LINKE hatte im Kulturausschuss die Initiative gestartet, alle Namen von Straßen und Plätzen auf problematische Hintergründe oder Bezüge zu überprüfen. Belastete Straßennamen sollen umbenannt werden.
Die Gurlittstraße in Bilk
Hildebrand Gurlitt (*15. September 1895 in Dresden; † 9. November 1956 in Oberhausen) war während der Zeit des Nationalsozialismus ein Kunsthändler. Sein Urgroßvater war Jude, dadurch war Gurlitt selber von den NS „Rassengesetzen“ bedroht. Trotzdem wurde er einer der Hauptakteure im millionenschweren Handel mit Kunstwerken im Nationalsozialismus. Er war damit beauftragt die aus deutschen Museen beschlagnahmte sogenannte „Entartete Kunst“ (diffamierte moderne und avantgardistische Kunst) ins Ausland zu verkaufen. Weiterhin war Gurlitt nach Beginn des Zweiten Weltkriegs als einer der Haupteinkäufer für das Hitlermuseum in Linz am nationalsozialistischen Kunstraub vorwiegend in Frankreich beteiligt. Er wurde zu einem der wichtigsten Kunsthändler in den von den Nazis besetzten Gebieten. Gleichzeitig kaufte er Kunst von verfolgten jüdischen Künstler:innen zu niedrigen Preisen auf. Durch billigen Ankauf und hohe Verkaufspreise an das Hitlermuseum errang er ein erhebliches Vermögen. Viele der angekauften Bilder behielt er selber und schuf sich so eine große Sammlung.
Nach dem Ende der NS-Zeit schaffte er es, seine früheren Aktivitäten weitestgehend zu verschleiern. Ein Entnazifizierungsverfahren endete aufgrund von Entlastungszeugen mit einem Freispruch.
1948 wurde er Leiter des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf. Hier wie andernorts wurde seine Vergangenheit nicht hinterfragt. Auf deren Webseite findet man bis heute keinen Beitrag dazu. 1956 verstarb Gurlitt.
2012 wurde bei seinem Sohn Cornelius ein Teil der Sammlung Gurlitt gefunden, mit vielen Werken, die bis dahin als verschollen galten. Heimlich hatte er eine große Sammlung angehäuft, bei vielen Werken ist die Herkunft immer noch nicht eindeutig geklärt. Insgesamt handelt es sich um etwa 1.600 Kunstwerke.
Immerhin nahm mit dem Fund die Diskusssion über Raubkunst in deutschen Museen endlich Fahrt auf.