In Städten wie Duisburg und Köln liefen Anfang Juni große Impfkampagnen an, die von Anwohner:innen intensiv genutzt wurden. Im sogenannten „Corona-Update“ der Stadtverwaltung am 19. Mai 2021 wurde berichtet, dass die Stadt Düsseldorf vom Land NRW, trotz des Interesses seitens der Stadt, keine zusätzlichen Impfdosen für besonders betroffene Stadtbezirke erhalten wird. Die Impfdosen wären auf acht Stadtteile verteilt worden, in denen die Corona-Inzidenzen und die Besiedelung besonders hoch sind – darunter Eller, Flingern, Lierenfeld und Oberbilk.
Aufgrund verschiedener Hindernisse, unter anderem erschwertem Zugang zu technischen Geräten, um beispielsweise im Internet einen Impftermin zu buchen, fehlender Anbindung an einen Hausarzt oder Sprachbarrieren, muss die Stadt Düsseldorf nach Auffassung der Ratsfraktion DIE LINKE möglichst viel Unterstützung leisten, damit alle Menschen schnell einen einfachen Zugang zu einer Corona-Schutzimpfung erhalten. Aus diesem Grund machte DIE LINKE Ratsfraktion in vielen Sitzungen des Ausschusses für Gesundheit und Soziales Druck.
Die Antworten der Verwaltung boten Anlass zur Sorge: Wie erwartet, wurden überhaupt keine Zahlen zu Impfungen oder Testangeboten in den Stadtvierteln erhoben. Dabei wiesen bereits mehrere Studien auf einen Zusammenhang zwischen Corona-Erkrankungen und Armut hin (siehe Rheinblick Ausgabe 1/2021). Schlimmer noch: Nach der Absage des Landes, plante die Stadtverwaltung auch keine zusätzlichen Maßnahmen, um gerade die besonders betroffenen Menschen in den Vierteln besser zu schützen und zu unterstützen.
Daten über die Inanspruchnahme von Corona-Testangeboten in den Düsseldorfer Stadtteilen wurden gar nicht erst erhoben, weil sie nach Aussage des Gesundheitsamtes für das Infektionsgeschehen irrelevant seien. Das mag schon stimmen: Für den Schutz von Düsseldorfer:innen, die in ärmeren Stadtteilen wohnen, sind diese Zahlen aber sehr wichtig.
Im Frühsommer 2021 wurden immerhin mobile Teams in die Stadtbezirke 6, 8 und 9 geschickt, um einfach zugängliche Testangebote zu schaffen. Diese „Testbusse“ boten Tests ohne Terminvergabe an. Kurios: Als zusätzlicher Anreiz wurden an einigen Teststationen Mini-Wertgutscheine, Shampoo oder Pflegeprodukte angeboten, um die Leute zum Test zu animieren. Immerhin stellten sich nach dem Engagement von Sprach- und Kulturmittler:innen erste Erfolge ein.
Dabei hatte die Verwaltung in einer Anfrage aus dem März 2021 schon geantwortet, dass durchaus Indizien darauf hinweisen, dass weitere Faktoren als hohes Alter mit einer höheren Corona-Inzidenz in Stadtteilen zusammenhängen könnten. Darunter auch ein hoher Anteil an Einwohnern, die Grundsicherung (SGB II/XII) beziehen. Insgesamt traf die Stadtverwaltung allerdings eine nüchterne Feststellung: Die besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen seien durch „Corona-Müdigkeit“ nicht mehr gut erreichbar.