Düsseldorfs Fass ohne Boden
Seit der Gründung der Theatergemeinschaft im Jahre 1956 zählt die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg GmbH zu den bedeutendsten Opernhäusern in Deutschland. Und stellt unsere Stadtgesellschaft und die Politik vor eine große Herausforderung. Sanierung und Neubau? Was soll mit diesem Haus in Zukunft geschehen?
Spielstätte der Verschwendung
Am Düsseldorfer Opernhaus wird seit gut 20 Jahren improvisiert und geflickt. Immer wieder geriet das Opernhaus in die Schlagzeilen, das Gebäude befindet sich in einem maroden Zustand und die Liste der Mängel ist lang. Im Jahr 2006 flossen rund 30 Millionen Euro in Notreparaturen, Klima- und Bühnentechnik. Der Spielbetrieb wurde über ein Jahr in ein Provisorium ausgelagert. Weitere Millionen folgten immer wieder um notwendige Sanierungsarbeiten vorzunehmen. Ein Fass ohne Boden. Da hilft auch die ausgezeichnete Lage an der Heinrich-Heine-Allee nicht. Viele Düsseldorfer:innen haben sich in den letzten Monaten für einen Neubau der Oper an ihrem heutigen Standort ausgesprochen. Der zentralen Lage und der guten Erreichbarkeit wegen. Das Problem ist jedoch, dass dort massive Eingriffe in den denkmalgeschützten Park nötig wären. Wie auch immer: Es wird teuer. Und da kommt die berechtigte Frage auf, ob das Ergebnis wirklich allen Düsseldorfer:innen zu Gute kommt.
Teure Plätze in der Oper
In der Spielzeit 2017/18 wurde jede Eintrittskarte der Oper mit 176,74 € finanziell subventioniert. Insgesamt flossen 28,6 Mio. € aus städtischen Mitteln und 11,7 Mio € aus weiteren öffentlichen Mitteln. Dies ist ein extremes Ungleichgewicht zu anderen Kulturangeboten in der Stadt.
Architektur der Superlative
Während um jeden Cent für soziale und kulturelle Projekte gekämpft wird, gibt die Stadt gerne hohe Millionenbeträge für die Verwirklichung von Bau- und Verkehrsprojekten aus. Der Kö-Bogen und die Bahnlinie U 81 waren zwei der teuersten Beispiele. Unter Schwarz-Grün will die Stadt durch „Größe“ im Kulturbereich glänzen: Während bei der Förderung von kleinen Kulturprojekten jeder Euro zweimal umgedreht wird, kennen die Ideen für den Neubau eines Opernhauses keine finanzielle Obergrenze. Über die Zukunft der freien Szene macht sich Schwarz-Grün dagegen keine Gedanken. Diese findet keine bezahlbaren Flächen in der Stadt. Und Unterstützung auf städtischer Seite gibt es nur unzureichend.
Die Stadt lässt sich lieber vom Immobilien-Milliardär René Benko Vorschläge für Protzbauten präsentieren. Benko hat seine Kaufhof-Filiale Am Wehrhahn dichtgemacht und möchte nun mit dem Grundstück Profite machen. Sein beauftragtes Architekturbüro BIG präsentierte der Auswahlkommission Entwürfe für Wolkenkratzer mit integrierter Oper.
Auch andere Architektenvorschläge für andere Standorte sind vor allem eins – groß und teuer. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mehrheit im Stadtrat eine Entscheidung noch in diesem Jahr durchpeitschen will. Das hat DIE LINKE scharf kritisiert und fordert stattdessen einen ordentlichen und transparenten städtebaulichen Wettbewerb. Mehr Kultur wird Düsseldorf nicht durch einen teureren Kulturtempel erreichen. Und für alle, wie angepriesen, wird diese Oper nicht sein.